ein Film von Alexis Langlois
Frankreich/Belgien 2024, 115 Minuten, französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln
ein Film von Alexis Langlois
Breaking News! Glitterpop-Ikone Mimi Madamour und Butch-Punksängerin Billie sind ein Liebespaar! Aber niemand darf es wissen. 2005 lernen sich die beiden jungen Frauen in einer Castingshow kennen und sind direkt schockverliebt. Doch Billie will sich den brutalen Anforderungen des Business nicht anpassen und fliegt aus der Show. Mimi gewinnt, wird von den Produzent:innen zur blonden Popdiva umfrisiert und landet tatsächlich einen weltweiten Megahit. Doch als Star verliert sie auch zunehmend die Kontrolle über ihr Leben – und die stürmische Beziehung zu Billie, die plötzlich selbst große Erfolge feiert, wird zur Zerreißprobe.
Was ist mir als Künstler:in wichtiger: erfolgreich oder authentisch zu sein? In dem turbulenten satirischen Musical „Drama Queens“ reflektiert Alexis Langlois smart und schonungslos die toxischen Aspekte von Musikindustrie und Fankultur. Gleichzeitig ist sein Debütfilm auch eine Liebeserklärung an die Popkultur der frühen 2000er und eine leidenschaftliche Feier ihrer chaotischen Diven. Ein berauschendes queeres Glitterpop-Märchen, das alle Register zieht!
Wie ist Drama Queens entstanden?
Der Film wurde durch eine frühere Liebesbeziehung inspiriert. Wie für meine beiden Hauptfiguren, Mimi Madamour und Billie Kohler, gingen Bewunderung, Rivalität und Klassenkampf in der Beziehung nahtlos ineinander über. Wir liebten uns wie verrückt, aber wir konnten nicht zusammen sein. Als die Beziehung zu Ende ging, wollte ich die Trauer darüber lieber schnell überwinden, als mich darin zu suhlen. So konnte ich all meine Ängste und Sehnsüchte in dieses Projekt kippen. Die Geschichte ins Musikgeschäft zu verpflanzen, war für mich ein Weg, um Abstand zu gewinnen und meine Intimität zu schützen – und gleichzeitig all diese Gefühle ganz aufrichtig ausdrücken zu können. Außerdem habe ich eine Leidenschaft für Musik-Komödien, und das war eine gute Gelegenheit, das Genre zu erkunden.
Welche Musicals inspirieren Sie?
Da gibt es so viele! Natürlich die Musicals von Bob Fosse, vor allem „All that Jazz“; Frank Tashlin schreibt zwar keine Musicals im eigentlichen Sinne, aber die Musik spielt in seiner Arbeit eine große Rolle. Sein Film „The Girl Can’t Help It“ war eine echte Inspirationsquelle für „Drama Queens“. Dann natürlich Jacques Demy und Vincente Minnelli – aber auch Chantal Akermans „Golden Eighties“ und Brian de Palmas „Phantom of the Paradise“ liebe ich leidenschaftlich, was man beim Anschauen des Films auch ziemlich deutlich merkt. Bei Musicals kann man wie bei einem Monolog im Theater, ganz direkt in die Emotionen der Figuren eintauchen, das mag ich sehr. Jeder Song trägt sein Herz vor sich her, und das finde ich wunderbar. In einem Musical ist alles möglich; es ist in erster Linie eine Form, es muss nicht alles real sein, es verändert sich ständig. Die einzige Bedingung ist, dass man sich auf die Gefühle der Figuren einlässt.
„Drama Queens“ spielt in den 2000er Jahren; einige Figuren und Momente erinnern an Menschen wie Lorie, Britney Spears und Ophélie Winter …
Ich bin mit diesen Bildern, diesen Menschen aufgewachsen. Man muss dazu sagen, dass ich aus einer Familie stamme, in der nicht viele Filme geguckt wurden. Ich habe Filme vor allem durch das Fernsehen kennengelernt, durch Musikclips… die nicht so hoch angesehen sind. Erst später wurde ich zu einem richtigen Filmliebhaber. Die Vermischung all dieser Referenzen – von Kinogeschichte und der vor allem US-amerikanischen TV-Popkultur, die einen großen Teil meiner Jugend geprägt hat – hat es mir erlaubt, diese beiden Seiten von mir miteinander zu verbinden. Mit der Entscheidung, „Drama Queens“ in den 2000er Jahren anzusiedeln und das zum Teil der Geschichte zu machen, wollte ich herausfinden, was von den damaligen Themen heute doch noch relevant ist – auch wenn wir dachten, wir wären eigentlich darüber hinweg.
„Drama Queens“ steckt voller Hits! Wie ist die Zusammenarbeit mit Rebeka Warior und Yelle verlaufen?
Ich hatte mit Rebeka bei einem meiner früheren Kurzfilme zusammengearbeitet – und sie hat die Figur der Billie mitinspiriert. Außerdem war ihre Band Sexy Sush in den Nullerjahren eine der Wegbereiterinnen der Elektromusik. Die Zusammenarbeit mit ihr bei Billies Songs war ein Selbstläufer. Was Mimi Madamour betrifft, habe ich eine französische Künstlerin gesucht, die lebendige Musik und herzzerreißende Texte schreiben konnte. Und da kam mir sofort Yelle in den Sinn. Verschiedene Komponist:innen haben Musik für den Soundtrack des Films geschrieben: Pierre Desprats, Mona Soyoc von KaS Product und Louise Bsx. Für mich war es wichtig, mit verschiedenen Künstler:innen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Stilrichtungen zu arbeiten. Wenn nur eine einzige Person für alles verantwortlich gewesen wäre, hätte es sich viel mehr wie eine Persiflage angefühlt. Stattdessen stellen wir die Aufrichtigkeit der Musik in den Vordergrund, was mir sehr am Herzen liegt.